Überlegungen bevor Sie starten

Considerations befor you start

Falls Ihre Organisation noch nie zuvor Freiwillige in der Sprachvermittlung eingesetzt hat, lohnt es sich, zunächst die eigenen Absichten zu verdeutlichen, bevor man Freiwillige anheuert. Hier finden Sie einige Punkte zur Selbstreflexion.

 

Warum brauchen wir Freiwillige?

Worin liegt der Wunsch begründet? Kommt er von den Kursteilnehmenden? Kommt er von den Lehrkräften? Oder wird auf direkte Wünsche von potenziellen Freiwilligen reagiert? Es ist wichtig, sich dieser Beweggründe bewusst zu sein, um den Verantwortlichen der Organisation gegenüber begründen zu können, warum Freiwillige mit eingebunden werden sollen. Schließlich wollen Sie Freiwillige nicht mit einbinden, nur weil es generell so gemacht wird.

 

Was sollen die Freiwilligen tun?

Beschreiben Sie die Aktivitäten in schriftlicher Form als Stellenbeschreibungen. Klären Sie innerhalb Ihrer Organisation (in der Regel unter den Lehrkräften), ob eine einheitliche Meinung über die Rolle der Freiwilligen vorherrscht. Die Stellenbeschreibungen sollten Folgendes beinhalten:

  • die Aktivitäten, die Freiwillige übernehmen sollen
  • die von den Freiwilligen erwarteten Verantwortungsfelder
  • welche Fähigkeiten und Erfahrungen von den Freiwilligen erwartet werden

 

Wie viele Freiwillige brauchen wir?

Möchten Sie klein beginnen und zum Versuch nur in einem kleinen Teil Ihrer Organisation Freiwillige einbinden, oder möchten viele Ihrer Lehrkräfte mit Freiwilligen zusammenarbeiten? Falls Sie wenig Erfahrung und begrenzte Ressourcen für die Rekrutierung und das Verwalten der Freiwilligen haben, dann ist es sinnvoll, klein anzufangen.

 

Was sind die Risiken bei der Einbindung von Freiwilligen?

Es ist wichtig, vor der Einbindung von Freiwilligen eine Risikoanalyse durchzuführen. Dies kann durch die/den Koordinator*in der Freiwilligen geleistet werden, sollte aber eigentlich eine Person des Managements der Organisation involvieren.

 

Eine Risikoanalyse sollte

… mögliche Risiken beinhalten, die durch die Arbeit mit   Freiwilligen entstehen können,

... deren Wahrscheinlichkeit bewerten,

… die Schwere möglicher Konsequenzen abwägen und

… Schritte aufzeigen, die die Risiken eindämmen.

Abgesehen von der formalen Risikoanalyse sollte ein offener Dialog mit den Lehrkräften gefördert werden, deren Meinungen eingeholt und Bedenken ernst genommen werden sollten.

 

Wen möchten Sie als Freiwillige?

Eventuell möchten Sie Freiwillige mit spezifischen Fähigkeiten, Erfahrungen oder Charakteristika. Wer ist Ihre 'Zielgruppe'? Seien Sie sich dessen von Anfang an bewusst - es wird Ihre Art des Anwerbens von Freiwilligen definitiv beeinflussen.

Es könnte Sinn machen, Freiwillige zu finden:
die bestimmte Sprachen sprechen

  • die in einer bestimmten Region wohnen
  • die einer bestimmten Gruppe oder Institution angehören
  • die Erfahrung mit Migration, Asylbeantragung oder Sprachenlernen haben
  • die einen bestimmten ethnischen oder religiösen Hintergrund aufweisen
  • die bestimmte Fähigkeiten oder bestimmtes Wissen haben

Sich Gedanken über die Zielgruppe zu machen ist gleichzeitig mit den Überlegungen der zu übernehmenden Tätigkeiten der Freiwilligen verbunden (siehe oben). Eventuell sollten Sie einige Ihrer Erwartungen explizit bei der Ausschreibung für Freiwillige nennen. Zum Beispiel, dass eine gewisse zeitliche Bereitschaft und ausreichende Sprachkenntnisse in bestimmten Sprachen notwendig sind, um andere beim Lernen zu unterstützen. Entsprechend der Zielgruppe sollte auch ein passendes Medium zur Ausschreibung der Freiwilligenstellen gewählt werden. Falls zum Beispiel Freiwillige von bestimmten Institutionen (z.B. Eltern einer bestimmten Schule, Mitglieder der örtlichen Moschee) die Zielgruppe sind, ist es sinnvoll, diese Institutionen direkt zu kontaktieren oder durch sie werben zu lassen.

 

Was bietet Ihre Organisation den Freiwilligen?

Es hilft diese Angebote im Vorhinein zu diskutieren, um zu klären, was im Bewerbungsprozess den Freiwilligen mitgeteilt werden kann. Der Vorteil für Freiwillige kann grundlegend sein, wie Versicherungsschutz. Aber für die meisten Freiwilligen zählen andere Dinge:

  • Teil der Gemeinschaft zu sein
  • die Möglichkeit, selbst zu lernen
  • Respekt und Wertschätzung

 

Um eine Idee davon zu bekommen, welche Aspekte für Ihre Freiwilligen interessant sein könnten, ziehen Sie die Zielgruppe und deren Interessen und Bedürfnisse in Betracht. Falls Sie nach Freiwilligen aus der Region suchen, könnten Sie die Gemeinschaft, Solidarität und den Unterschied, den die Arbeit bewirken kann, in den Vordergrund stellen. Falls Sie allerdings nach Freiwilligen in der Lehrkraftausbildung suchen, könnten Sie Ihr Angebot als Weiterentwicklungsmöglichkeit anpreisen, in der sie von der Hilfe und dem Material von Lehrkräften profitieren können.

 

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Wenn jemand motiviert ist, in einem sinnvollen Projekt mitzumachen, bedeutet das mehr als nur deutsche Nachbarn kennenzulernen. Manche der Flüchtlinge wollten etwas Nützliches für die Gemeinschaft tun, in der sie jetzt leben, etwas Nützliches für alle Einwohner*innen von Nortorf."

 

Teilnehmer, Gartenprojekt Nortorf, Deutschland

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